Jane Stork

Entzauberung




Entzauberung - cover




Prolog

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Jane


"... und Leben ist auch die Frage, ob man die Tat beurteilen soll nach dem Ergebnis und soll gut heissen die böse, weil sie notwendig war fürs gute Ergebnis. Das sind so Fragen, wie sie das Leben stellt. Man kann sie im Ernst nicht beantworten. Nur in Heiterkeit kann sich der Menschengeist aufheben über sie, dass er vielleicht mit innigem Spass über das Antwortlose Gott selbst, den gewaltig Antwortlosen, zum Lächeln bringe."
Thomas Mann (1875-1955), Joseph und seine Brüder


Mein Weg zu Bhagwan
und der lange Weg
zurück in die Freiheit


Eine Erscheinung in Weiss trat durch die Tür. Die Hände zum Gruss aufeinandergelegt, die Lippen von einem sanften Lächeln umspielt, so schritt die Gestalt zu dem Sessel, der für sie bereit stand. Sie schien zu schweben. Beim Anblick dieser ätherischen Schönheit weinte ich stille Freudentränen. Bestimmt war ich im Himmel, und Gott war gekommen, zu uns zu sprechen. Übervoll des frommen Eifers und im Bewusstsein der Ehre, zu den wenigen Auserwählten zu gehören, konnte ich nicht begreifen, dass alles, was ich empfand und sah, nur eine Projektion war auf jene makellos weisse Leinwand vor mir.

Wenn uns jemand sagte, er wolle sich willentlich seiner Freiheit begeben, so würden wir nur ungläubig den Kopf schütteln. Doch genau das war es, was ich tat. Als junge australische Ehefrau und Mutter zweier Kinder gab ich meine Freiheit freudig einem Anderen und betrat so ein selbst errichtetes Gefängnis, in welchem ich Gefangene und Wärterin zugleich war. Meine Verblendung war dabei so vollkommen, dass ich glaubte, eine unabhängige und freie Person zu sein, die kluge Entscheidungen für sich und ihre Familie traf, und zum Wohl der ganzen Menschheit. Erst als ich in einem Gefängnis aus Beton und Stahl eingesperrt war, hinter hohen Mauern und metallenen Türen, die dröhnend hinter mir zuschlugen, dämmerte mir allmählich das Ausmass meiner Selbsttäuschung.

In diesem Buch erzähle ich, wie es dazu kam, dass ich meine Freiheit preisgab, und was geschehen musste, bevor ich erkannte, was ich getan hatte. Ich erzähle von der Zeit danach, in der ich mit den schlimmen Folgen meines Tuns konfrontiert war und mich bemühte, den kostbaren Schatz wieder zu erlangen, den ich leichtsinnig weggeworfen hatte.

Seit diese Geschichte begann, sind Jahrzehnte vergangen. Heute bin ich eine Grossmutter, die sich um den Haushalt kümmert, den Garten hegt und für ihre Enkel bäckt, wenn sie zu Besuch kommen. Alle Geschichten haben ihren eigenen Verlauf. Meine dauerte lang. Sie berührte vier Kontinente. Es gab keine Abkürzungen, und ich musste jeden einzelnen Schritt des Weges selbst tun.


Begegne Jane in "Wild, Wild Country", einem "Entlarvungsfilm par excellence" (Neue Zürcher Zeitung) über Aufstieg und Fall
der "City of Rajneeshpuram".


Einstieg

First published 2009  by Pan Macmillan Australia Pty Limited
1 Market Street, Sydney

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